Wednesday, January 18, 2012

wenn die Eltern nicht mehr können und wollen‏ (Auszug aus einer meiner E-Mails vom 2.1.2012)

Meinen Eltern geht es leider gar nicht gut. Beide gehen ja nun schon seit ein paar Monaten gar nicht spazieren, nicht mal bis zum Meer runter (das sind weniger als hundert Meter), da sie es nicht können. Heute habe ich trotz Wind und Regen meine Mutter wieder gefragt, ob sie nicht zumindest ganz kurz mit [meiner Hündin] und mir eine kleine Runde machen will. Das Problem ist aber eben nicht, dass sie nicht will, sondern dass sie nicht kann auf Grund ihrer Krankheiten und ihrer Schmerzen. Ihr tut ja wegen ihrer kaputten Hüften selbst das Sitzen und das Liegen weh, geschweige denn das Stehen und Gehen. Meine Mutter hatte auch heute wieder mit schlimmer Übelkeit zu kämpfen, wobei das in ihrem Fall nicht an einem Magen-Darm-Virus liegt, sondern an ihrem extremen Bluthochdruck, ihrem kranken Herz und ihrer Niereninsuffizienz. Mein Vater sitzt und liegt den ganzen Tag nur. Obwohl es traurig ist, da mein Vater "erst" Mitte 60 ist, freut es mich, dass er zumindest noch alleine jeden Abend ganz langsam und mit Pausen zwischendurch die Treppen hoch gehen kann, um sich dann in seinem Zimmer schlafen zu legen. So dämlich es auch klingen mag, aber da meine Großeltern beide im Wohnzimmer gestorben sind, ist dieses nicht mehr in den ersten Stock gehen können und "unten" schlafen müssen direkt verbunden mit dem Wissen/Gedanken/Erlebnis, dass die Person dann nicht mehr lange leben wird. Ich hatte nicht gedacht, dass mein Bruder und ich von einer Pflegesituation direkt in die nächste schlittern würden. Meine Eltern können zu Fuß ja nicht mal mehr alleine einkaufen und andere Dinge erledigen gehen. Bis zu einem kleinen Laden würde meine Mutter vielleicht noch kommen, aber bis zum Supermarkt, der ca. 500 Meter entfernt ist, schafft sie es derzeit nicht. Sie ist zudem total lustlos und hat nicht nur Vernachlässigungstendenzen, sondern sie macht manche Dinge "einfach" entweder gar nicht mehr oder viel seltener als früher (z.B. im Gang Staub saugen), so dass ich immer mehr Hausarbeiten übernehme. Sie kämmt nicht mal mehr ihre Hündin, obwohl sie das im Sitzen tun könnte. Wenn ich ihr sage, dass sie ihre Hündin auch wieder mal pflegen könnte, reagiert sie gar nicht drauf (es prallt scheinbar an ihr ab). Ich weiß nicht, ob das depressive Züge sind oder Anzeichen für Senilität oder Alzheimer. Ich versuche sie so gut es geht zu animieren, dass sie bei kleineren Sachen wie z.B. Unterwäsche oder Handtücher auf den Wäscheständer zum Trocknen aufhängen, mit anpackt. Ich kann es zudem kaum erwarten, dass es wieder trocken wird, damit sie und ich dann um ihr Haus herum ein wenig fegen und das Laub zusammenrechen und wegtragen. Das Einzige, was meine Mutter derzeit gerne tut, ist dem Igel oder den Igeln im unteren Garten die Grünabfälle runterzubringen. Ihre Hündin geht/läuft dann immer mit ihr mit (vermutlich aus einer Mischung aus Neugier und Futterneid heraus). :-)

Ich bin froh, dass meine Eltern noch nicht komplett bettlägerig und inkontinent sind, denn ich denke nicht, dass ich das zur Zeit schon wieder ertragen könnte.

Meine Mutter hat in wenigen Tagen übrigens Geburtstag. Ich hoffe, dass sie sich am Donnerstag dann vielleicht doch überreden lassen wird mit meiner Hündin und mir bis zum Strand zu gehen.

Morgen soll es noch viel stärker regnen als heute. Trotzdem müssen mein Bruder und ich am frühen Vormittag aber in die Supermärkte, zur Post und in die Bank.

Am WE organisiert der Verein zwar wieder eine Wanderung hier in der Umgebung, aber dazu fehlt mir noch die Kraft (kein Wunder), so dass ich schon überglücklich bin, dass ich im Flachen ca. einen Kilometer langsam gehen kann, ohne mich setzen zu müssen.

Ich bin gespannt, wie es dir nach deinem Turn- und Stromprogramm morgen gehen wird.

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