Wednesday, January 25, 2012

Pflege von Familienangehörigen - Auszüge aus Berichten vom 16.3. - 18. 3. 2011‏

16. März: Ich hatte eine ziemlich unruhige Nacht. Geschlafen habe ich zwar einige Stunden, aber mit vielen Unterbrechungen. Vorhin war eine Krankenschwester/Pflegerin im Haus. Ich habe mich gefragt, ob mein Opa auch Anspruch auf diese Leistung gehabt hätte oder ob Versicherte nur nach so einer OP wie sie Oma hatte Anspruch darauf haben. Es ist aber ohnehin nur eine kleine Entlastung. Wir werden sie sicher öfters rufen und für die Kosten selbst aufkommen.

Hier regnet es den ganzen Tag schon wie aus Kübeln. Jetzt habe ich endlich mal eine Verschnaufpause, werde aber nachher wieder runter gehen zu Oma und bei ihr im Zimmer ohne Ton Fußball kucken. Mein Vater hat 39 Grad Fieber und liegt im Bett. Mein Bruder kümmert sich um ihn und hat ihm Gesellschaft geleistet.

Oma trinkt zwar weiterhin sehr gut, aber sie wollte heute nur sehr wenig essen. Das besorgt mich sehr.

Es sieht so aus als ob wir morgen für Oma einen Rollator ausgeliehen bekommen könnten. Alerdings bringt der ihr im Moment nichts. Es soll in den nächsten Tagen ein Physiotherapeut ins Haus kommen, damit er Oma wenigstens im Bett etwas bewegt. Die Schwester, die heute hier war, hat mir gesagt, dass sie versuchen würde ein Krankenbett für Oma zu organisieren. Wenn das nicht klappen sollte, werden wir zumindest eine neue Matratze für ihr Bett kaufen. Morgen muss ich noch mal zur Apotheke, um eine wasserundurchlässige Auflage für ihr Bett zu kaufen. Die Kosten dafür erstattet Oma's KV nicht.

Ich war heute im Gesundheitszentrum mit dem Entlassungsbericht, denn dort kriegt man dann für die ganzen verschriebenen Medikamente ein Rezept ausgestellt mit dem man dann zur Apotheke gehen kann. U.a. habe ich für meine Oma folgende Arzneimittel geholt:

- Edemid Forte 500 mg
- Piramil 2,5 mg
- Praxiten (oxazepamum)
- Carvelol 12,5 mg
- Aspirin Protect 100 mg

Oma schluckt die Tabletten ungerne, so dass ich sicher gehen muss, dass sie sie nicht im Mund behält und wieder ausspuckt, wenn sie unbeobachtet ist.

Mein Vater hatte vor kurzem, noch bevor er ins KH musste, die Grippe (höchstwahrscheinlich hatten ihn mein Bruder und ich angesteckt). Zur Zeit hat er Erkältungssymtome und sieht sehr fahl aus. Es wundert mich nicht, dass er so schwach ist, da er kaum was essen kann und will.

Oma wollte nicht das ich den Fernseher einschalte, sondern dass ich mit ihr rede. Das habe ich dann auch gemacht. Fußball ist mir überhaupt nicht wichtig, jedoch schaue ich mir manchmal internationale Spiele an, um abzuschalten. Oma schläft jetzt. Heute hat sie mich nicht zig Mal gebeten, dass ich ihr helfe aufzusitzen. Sie atmete den ganzen Tag über sehr schwer und flach. Gestern hat sie zwei Mal geäußert, dass sie ihrem Leben ein Ende setzen möchte bzw. dass sie tot sein möchte. Ich habe ihr gesagt, dass sie wieder gesund wird und dass sie sich bloß gedulden muss und es wollen muss. Heute hat ihr dann noch die Pflegerin gesagt, dass ihre 91-jährige Großmutter schon mehrmals diverse Brüche hatte und wieder auf die Beine gekommen ist nach OPs. Ich habe Oma gesagt, dass sie reichlich essen soll, damit sie schneller wieder gesund wird. Auf mich hört sie erstaunlicherweise eher als auf meine Mutter/ihre Tochter.

Es tut mir leid, dass ich momentan so viele Krankengeschichten habe. Es ist zwar ein Teil des Lebens und ich drücke mich nicht vor der Verantwortung, da ich mich insbesondere meinen Eltern gegenüber verpflichtet fühle, aber dieses hautnahe Miterleben wie sich jemand aufgibt kann sehr hart und deprimierend sein. Zudem habe ich das Gefühl, dass mein eigenes Leben derzeit auf einem Abstellgleis steht, auf dem es aber keine Pausetaste gibt mit der man die Zeit anhalten könnte.

17. März (Donnerstag): Mein Tag war sehr hektisch und nervenaufreibend. Heute war ich vier Mal zu Fuß im Ort unterwegs. U.a. mussten mein Bruder und ich in die beiden Apotheken hier im Ort, zum DM (Drogeriemarkt) und in noch mehrere weitere Geschäfte. Wir haben u.a. Windeln, noch eine wasserundurchlässige Bettunterlage, ein neues Fieberthermometer, diverse Lotionen, Waschmittel und Lebensmittel eingekauft und nach Hause geschleppt.

Meine Oma hat jetzt einen Rollator, aber so wie es momentan leider aussieht, wird sie den wohl kaum jemals benutzen. Heute war die Altenpflegerin wieder da, aber Oma geht es gar nicht gut. Sie isst kaum etwas, atmet sehr schwer, spricht fast gar nicht und wenn dann unverständlich/wirr.

Mein Vater hat immer noch Fieber und hat heute nur Apfelkompott gegessen. Heute hat er gesagt, dass er ins KH in die Tagesklinik möchte, um Blutkonserven und Infusionen zu kriegen. Er selbst hat mit mehreren Ärzten telefoniert.

Ich war heute Abend beim Vereinstreffen, denn ich stehe unter furchtbarem Stress und bin extrem angespannt und besorgt, so dass ich hingegangen bin, um zum einen ein wenig runterzukommen und zum anderen, weil ich ja den Vis-Ausflug Ende April abgesagt habe und das mit der ehemaligen Vize-Vorsitzenden regeln musste. Frau B. (sie ist schätzungsweise Ende 60) hat mich nach Hause gefahren. Das hat sie früher auch oft getan, selbst wenn ich sage, dass es nicht nötig ist, denn sie möchte nicht, dass ich im Dunkeln alleine durch ... latsche. Ich bedanke mich natürlich immer. Nächstes Mal werde ich ihr Pralinen oder Kekse als kleines Dankeschön mitbringen.

ich will zwar nicht total pessimistisch klingen, aber ich denke nicht, dass sich die Situation bis Ende April stabilisiert.

Ich bin gerade zu Oma und habe sie gefragt, ob sie Durst oder Hunger hat. Obwohl sie nur geröchelt und praktisch gehechelt hat (so als ob sie ersticken würde), hat sie dann doch ein paar Mal am Strohhalm gezogen und etwas getrunken. Sie konnte tagsüber noch klar antworten und war ansprechbar, aber jetzt hatte ich den Eindruck, dass sie mich nicht erkannt hat. Oma konnte mir keine klaren Antworten geben oder sagen, was sie möchte. Fieber hat sie keines. Ich weiß nicht, wie die ganzen Medikamente, die Oma einnehmen muss, interagieren, aber meiner Meinung nach wäre dieser "Cocktail" selbst für einen gesunden Menschen eine große Belastung fürs Herz, die Leber und andere Organe.

Wenn Oma sterben sollte, können wir in diesem Haus nicht bleiben. Das ist noch ein zusätzlicher Stressfaktor. Zwar ist es kein Problem eine Mietwohnung außerhalb von Touristenorten zu finden, wenn man solvent ist, aber der Umzug wäre insbesondere für meinen Vater Stress pur.

18. März (Freitag): Oma's Zustand ist leider wieder kritisch. Heute war die Notärztin zwei Mal da. Sie hat Oma am Vormittag eine Infusion gegeben, so dass Oma bis ca. 16 Uhr am Tropf war. Oma hat heute nur sehr wenig getrunken und nichts gegessen. Sie hat Fieber, gibt nur unartikulierte Laute von sich, atmet schwer, hustet, röchelt etc. und scheint keinen von uns mehr zu erkennen. Am Abend sind sie die Nichte meines Opas und ihr Sohn aus ... besuchen gekommen, aber Oma war nicht ansprechbar und hat nicht mal die Augen öffnen können.

Mein Vater war heute in der Tagesklinik in ...., weil er eigentlich eine Tranfusion kriegen wollte. Allerdings meinte dort ein Arzt, nachdem mein Vater drei Stunden warten musste bis er gesagt bekam, wie seine Blutwerte aussehen, dass mein Vater zwar anämisch ist, aber dass dies nicht ausreichen würde, um ihm eine Blutkonserve zu geben.

S. kommt morgen nicht. Sie hat das Treffen verschoben und meinte, dass sie aber bald kommen wird (schneller als ich denken kann - so hat sie es formuliert) und dass sie dann auch länger bleiben möchte.

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